Segelfliegen hat mit Fussball eines gemein: einmal richtig geschnuppert, kann man es nicht mehr lassen. Es macht süchtig! So geht es auch dem Gederner Segelflieger Dr. Peter Franz. Über seinen Vater, der auch diesem Hobby verfallen war, begeisterte er sich schon im Alter von 14 Jahren für das Fliegen. Seitdem verbringt er jedes freie Wochenende auf dem Flugplatz.
lnzwischen nutzt er als Privatier seine Freiheit, um bei gutem Segelflugwetter auch während der Woche große Flüge anzugehen. Dabei ist die Sonne sein Motor. lhre Kraft schafft die Thermik, in der sich die Segelflieger immer wieder kreisend bis an die Kumuluswolken hocharbeiten. Dann kann der Pilot im Gleitflug die Landschaft genießen und Strecke machen. Bei einem Schnitt von ca. 100 km in der Stunde sind Flüge bis über 1000 km möglich. Dann ist allerdings höchste Konzentration im Cockpit angesagt und immer wieder auch Stress, wenn die Thermik erst in niedriger Höhe gefunden wird. Um so größer ist dann die Freude über einen gelungen Flug. Dr. Peter Franz ist 71 Jahre alt und seit 2007 in Rente. Er erfüllte sich seinen Traum, mit einem Segelflugzeug der Offenen Klasse der Firma Schleicher aus Poppenhausen am Fuß der wasserkuppe, dem Fliegerberg. seine ASH 31 Ml (Ml für Motor mit ausklappbarem Propeller) hat 21 Meter Spannweite und ist eigenstartfähig, d. h. ein Schleppflugzeug wird nicht benötigt.
Dank Motor gelingt es auch, während des Fluges in einer Flaute ohne Thermik Höhe zu gewinnen und so eine gefährliche Außenlandung in einem Acker zu vermeiden. lm Wettbewerb wird aber nur die geflogene Strecke im reinen Segelflug bis zum Motoreinsatz gewertet. Der Flugweg wird im Rechner über GPS-daten aufgezeichnet und nach der Landung elektronisch an die Auswertestelle geschickt. ln der Flugsaison 2021 hat Peter Franz über 19.000 km eingereicht, fast eine halbe Weltumrundung! lm DMSt (Deutsche Meisterschaft im Streckensegelflug) werden die 3 besten Flüge gewertet.
Die größte Strecke im reinen Segelflug in seinem Fliegerleben überhaupt hat Peter Franz am 30. Mai 21 als Dreiecksflug erreicht. Vom Startplatz Beilngries im Altmühltal ging es zur 1. Wende nach Regensburg, über die schwäbische Alb zur 2. Wende, zum Titisee im Schwarzwald. Die 3. Wende lag in Sichtweite von Gedern. Dann führt der Flug an Nürnberg vorbei wieder nach Regensburg. Dort am späten Nachmittag angekommen, hatte Peter Franz immer noch sehr gute Thermik. Er entschloss sich, nicht wie geplant sofort nach Beilngries zurückzufliegen, sondern den Schenkel Richtung Straubing zu verlängern. So rückt der Traum, magische 1000 km im reinen Segelflug zu fliegen, näher.
Leider hat es wegen ungünstiger Streckenführung auf dem letzten Schenkel nach Beilngries nur zu 993 km gereicht. Trotzdem eine beachtliche Leistung, die wesentlich zu der guten Platzierung beigetragen hat.
Auf die Frage: ,,Und wie lange dauert so ein Flug über halb Deutschland?“ Antwortet Peter: „Der kann schon über 10 Stunden dauern. Da muss man schon an trinken, essen und anderes denken,“ und grinst. „Ja, was macht man, wenn man mal muss?“ Diese Frage drängte sich förmlich auf. „Also ich habe mir dafür ein Urinal in den Flieger gebaut, das klappt ganz gut und ist angenehmer, als Pampers zu benutzen.“
Peter Franz wurde als Vizemeister im DMSt Hessen auf dem hessischen Segelfliegertag in Wehrheim geehrt. Die Ehrung erfolgte im Rahmen des Hessischen Segelfliegertages, der in diesem Jahr kürzlich in Wehrheim im Taunus stattfand. Die Gratulation nahm der Segelflugreferent des Hess. Luftsportbundes, Gerhard Glaessel, vor.